Ein vielleicht fränkisches Fürstengrab

Das rund 1000 Meter nordwestlich von Frimmersdorf liegende Örtchen Morken, rückte 1953 in den Mittelpunkt rheinischarchäologisches Interesse. Die Betriebsplanung für den Tagebau Frimmersdorf legte fest, dass im Frühjahr des folgenden Jahres der Kirchberg von Morken in das Tagebaugelände einbezogen werden sollte. Über ein Jahr also Zeit für die Archäologen, eine Vorlaufzeit, die genutzt werden sollte, zur Beantwortung der Frage der Kontinuität zwischen Antike und Mittelalter. Ein Zeitraum, der auch für die Ausgrabung eines unter dem Kirchberg von Morken vermuteten fränkischen Gräberfeldes genutzt werden sollte, denn man wusste, das die Franken ihre Toten gerne oberhalb von Höfen, die im Talgrund in Wassernähe lagen, bestatteten. Im April 1953 beginnen die Archäologen mit ihrer Arbeit, die im Mai 1956 abgeschlossen wurde.

 

Bild vom originalen Fund

 

Bei den Untersuchungen konnte die Baugeschichte der Kirche weitgehend geklärt werden. Der älteste nachgewiesene Bau war ein steinerner Saalbau. Badorfer und Pfingsdorfer Scherben unmittelbar unter den Fundamenten sagten aus, dass der Bau bereits im 10. Jahrhundert nach Christus gestanden hat. Die Kirche war tatsächlich über einem fränkischen Grabfeld errichtet, dessen  älteste Gräber aus dem 6. Jahrhundert stammen. Unter diesen fränkischen Gräbern fiel nun eines wegen seiner Größe und dem ungewöhnlichen Reichtum seiner Beigaben besonders auf. Es war das Grab eines fränkischen Herrn und gehört zu der Gruppe von Gräbern, die man wegen ihrer prunkvollen Ausstattung als „Fürstengrab“ bezeichnete.

 

 

 
Computer Rekonstruktion (Quelle: NGZ Online)
 

Der Leichnam war in einem mit Eisen beschlagenen Holzsarg beerdigt, der in einer 1,80 m breiten und 2,75 m langen hölzernen Grabkammer in einer 3m tiefen Grube stand. Man hatte dem Toten fast alles mitgegeben, was er im Leben benötigte. Da lagen im Sarg das Schwert, zwei einschneidige Messer, ein Klappmesser und sein Feuerzeug: „Feuerstahl und Feuerstein“. Vom Gürtel des Gewands war die Schnalle erhalten, mit Silber und Messing tauschiert und mit stilisierten Masken verziert. Zwischen den Zähnen des Gebisses fand man den Charonspfennig, eine Goldmünze des oströmischen Kaisers Tiberius Constantinus (578 – 582 nach Christus). Zwischen Holzsarg und Holzwandung der Grabkammer hatte der eichene Schild gestanden, sein Holz war vergangen, der Schildbuckel mit vergoldeten Bronzenieten war ebenso erhalten wie die eiserne Schildfessel, die auf beiden Seiten in vergoldete Tierköpfe auslief.

 


 
Computer Rekonstruktion (Quelle: NGZ Online)
 
Eingepunzte Muster auf dem Kopf des Schildbuckels weisen auf skandinavische Herkunft der Schmuckmotive hin. Ferner fand sich eine flache Bronzeschale, deren Inhalt untersucht wurde. Der Befund ergab Vogelfedern, die von einem Leinengewebe umschlossen waren. Reste eines Federkissens? Darüber lagen verschiedene Tücher teils aus Seide, teils aus Leinen. Neben zwei gläsernen Sturzbecher, einen Tontopf, einem stark gebrauchten Wetzstein, einer eisernen Schere, lag schließlich Franziska, die typische fränkische Streitaxt. Auch Speer, Lanze und Jagdspieß waren dem Toten gemäß der Begräbnissitte beigegeben worden. Die schönste Beigabe schließlich war ein vergoldeter Spangenhelm, nach Verzierungen zu urteilen wahrscheinlich das Werk einer oberitalienischen  Werkstatt.

 


 
Schildbuckel und Schildgriff

Sechs vergoldete Bronzespangen bildeten das Gerüst des Helmes, sie sind auf ebenfalls vergoldete Bronzeplatten aufgenietet. Vergoldet sind auch die Bronzeplatten, die mit einem Schuppenmuster verziert sind. Der Nackenschutz bestand aus einem eisernen Ringgeflecht. Es war noch so gut erhalten, dass es völlig rekonstruiert werden konnte. Der Stirnreif des Helmes trägt als Verzierung eine rundum laufende Weinranke mit Vögeln als Sinnbild des Paradieses. An seiner Vorderseite – so eine mögliche Deutung – eine Szene von Daniel in der Löwengrube. eine andere Untersuchung des Helmes will dort eine unheilabwehrende Maske zwischen zwei drohenden Ungeheuern sehen. Hiebspuren auf dem Helm zeigen an, dass es sich nicht um ein Paradestück handelt, sondern dass er im Kampf beschädigt wurde; teilweise sind Muster und Vergoldung durchschlagen.

 


 
Gürtelschnallen



 
Der vergoldete Spangenhelm

Wenngleich die oft gewählte Bezeichnung „Fürst“ für den in Morken Bestatteten archäologisch nicht nachweisbar ist, so spiegelt die Qualität der Grabbeigaben zweifelsfrei seine hohe soziale Stellung wieder. Dieses Grab mit seinen ungewöhnlich reich ausgestatteten Beigaben war etwa um 600 n. Ch. angelegt worden. Es war eines der bedeutesten Funde im Rheinischen Braunkohlenrevier.

   
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