Die Anfänge des Schulwesens, als Unterrichtung und Unterweisung, reichen weit in die Geschichte der Menschheit zurück. Diese entwickelten sich über Jahrtausende und innerhalb der Jahrhunderte stetig weiter, bis zu jenen Formen, wie wir sie heute kennen. Der Beginn des Schulwesens in Morken-Harff geht nachweislich bis auf das Jahr 1694 zurück. Wie in anderen Beispielen ähnlich im Rheinland, so gründete auch in Morken, ein katholischer Geistlicher die dortige Schule.
Den Anstoß zur Gründung von Schulen durch katholische Geistliche geht jedoch auf ein anderes Datum zurück. Anlass dafür war das 19. Ökumenische Konzil der Katholischen Kirche. Dieses Konzil wurde als Reaktion auf die Reformation von Martin Luther einberufen. Die Themen des Konzils waren der Protestantismus und möglichen Reformen in der Römischen Katholischen Kirche. Dieses Konzil, das “Tridentinische Konzil”, wurde benannt nach dem römischen Namen Tridentum, der Stadt Trient, gelegen im nördlichen Italien. Das von Papst Pius III. am 13. September 1545 eröffnete Konzil tagte in drei Sitzungsgängen und fand im Jahre 1563 seinen Abschluss. Das Beschlossene, die Dekrete des Konzils, faste im Jahre 1564 Papst Pius IV. zusammen und veröffentliche diese als das “Tridentinische Glaubenbekenntnis”. Innerhalb des Konzils forderte Papst Paul III. die Bischofversammlung auf, sich der Jugendunterrichtung, durch Kirchenmänner, anzunehmen. Da in Deutschland zu diesem Zeitpunkt noch in verschiedene Territorialgebiete aufgeteilt war, war es wohl besonders schwierig, diese Forderungen des Papstes so umzusetzen. Gerade in unserer ländlisch geprägten Region dauerte es wiederum knapp 100 Jahre später, bis das Kölner Provinzial Konzil, im Jahre 1662, unter der Leitung des Kölner Erzbischof Maximilian Heinrich, sich dieser alten Forderung von Trient, noch einmal annahm. Die alte Forderung formulierte das Kölner Provinzial dann wie folgt:
“Von großer Wichtigkeit ist es, dass Knaben und Mädchen gut erzogen werden. Der Unterricht der Jugend ist von solcher Bedeutung, dass beinahe das ganze Wohl des Staates und der Kirche abhängig ist. Daher sollten die Pastoren und Vizepastoren dafür sorgen, dass, sobald das möglich deutsche und lateinische Schulen für beide Geschlechter in den einzelnen Flecken und Dörfern unserer Diözese, wenigsten in den größeren, errichtet werden. Sie sollen sich mit der weltlichen Obrigkeit berechnen, das an einem passendem und nahe der Kirche gelegenen Ort Schulen gebaut werden und das für das Gehalt des Lehrers gesorgt wird. Fehlen aber die Mittel, um den Lehrer zu unterhalten, dann sollen die Pfarrer und Vizepfarrer oder ihre Vikare und Kapläne die Kinder selbst unterrichten, nach dem Beispiel unseres Erlösers, der die Kleinen zu sich kommen ließ und sie mit Liebe aufnahm.”
Fast im gleichen Zeitraum des Kölner Provinzial Konzil vollzog sich auch der Familienwechsel auf Schloss Harff. Johann wilhelm von Mirbach heiratete 1654 die spätere Alleinerbin Maria Barbara von Harff. Durch die Vermählung erhielt er den Titel Freiherr und etwas später den Grafentitel von Mirbach-Harff. In diesen Zeiten beschäftigte sich der Morkener Pastor Engelbrecht Emmerichs, vermutlich sehr intensiv mit der Forderung des Kölner Erzbischofs, nach einer Bildungsstätte. So gründete er am 16. September 1694 die erste Schule von Morken-Harff. Den Standort auf Kirchenland “Am alten Friedhof”, hatte er wie ebenfalls vom Erzbischof gefordert, in unmittelbarer Nähe zur Pfarrkirche St. Martinus in Morken, für seine Schule gewählt. Um unabhängig von allen weltlichen Geldgebern, wie z.B. vom Grafen von Schloss Harff zu sein, stiftete Pastor Emmerich selber eine großzügige Summe und konnte so mit seiner Schenkung als erster Vorsteher der Schule deren Lerninhalte und Lehrpersonal nach seiner chritlichen Lebensauffassung bestimmen. Festzuhalten und uns bekannt bleibt noch die Frage nach dem Vermögen des Pastor, denn meistens besaßen nur höhere Kirchenleute, reiche Kaufleute und der Adelstand ein entsprechendes Vermögen. Das Schulvermögen aus seiner Stiftung bestand aus: “dreivirtel Morgen Land, Busch und Grasbenden, 7 Areal Holz sowie insgesamt 1038 Reichstaler und 100 Goldgulden..”.
Vom Schulgebäude wissen wir das es sich um ein eingeschossiges kleinere Haus gehandelt hat. Im Schulhaus befand sich ebenfalls die Wohnung des Schulmeisters, die aber aufgrund der baulichen Weise des Hauses, eher bescheiden ausgefallen sein dürfte. Um seiner Idee von einer Schule in Morken-Harffund seiner großzügigen Stiftung aber ein realistisches fortbestehen zu ermöglichen, stellte er, in einer selbstverfassten Urkunde, 18 Grundregeln dazu auf. Diese Regeln beinhalteten sowohl die materiellen Belange, als auch die geistigen Lehren, der Schule. Weiterhin sah die Urkunde vor, das ein Verfügungsrecht, über seine Stiftung mit Schulhaus, deren Unterhaltung sowie die Besoldung des Schulmeisters, genaustens geregelt wurden. Auszugweise kann man der Urkunde entnehmen, die in der Schulchronik Band 1 von Morken-Harff eingebettet ist, dass der Verfasser, Pastor Engelbrecht, sein Handeln sehr gut überlegt haben muss. Es heißt dort: “….das alle Knaben und Mädchen in der katholischen Schule zu Morken frei und unentgeltlich, in Gottesfurcht und Tugend, im Lesen und im Schreiben, unterrichtet werden”.
Mit dieser Ideee, der unentgeltlichen Unterrichtung, schaffte Pastor Emmerichs auch für jene Kinder, der Bürger-, Bauern- und Tagelöhnerschaft die Grundlage auch deren Kinder am Unterricht teilnehmen zu lassen. In dieser Zeit war es selbstverständlich, dass in den verschiedenen Städten, die Kinder von klein auf, mit für das Einkommen der ganzen Familie, z.B. durch Mitarbeit auf den Feldern, zu sorgen hatten. Außerdem gab es zu diesem Zeitpunkt noch keine Schulpflicht wie wir sie heute kennen. Bis dahin war es meist gängig, dass die Kinder der Adeligen Bevölkerung, in Wort sowie Schrift und Rechnen unterrichtet wurden. Nur wer sich das Schulgeld leisten konnte hatte damals eine Chance auf Bildung. In der Urkunde hat Pastor Emmerichs vorausschauend auch ein Regelwerk für den Schulmeister getroffen. So heißt es auszugsweise hier: “…er hat die Kinder zu instruieren, vor allem im Gebet, im Gesang und im Gotteslob,….er soll sie im Katechismus üben und auf die erste hl. Kommunion vorbereiten”. Auch für das materielle Vermögen der Schule hatte der Pastor sich was einfallen lassen. Mit Androhung seiner Entlassung “…soll es dem Schulmeister ebenfalls verboten sein sich am Schuleigentum zu bereichern oder gar Schuleigentum zu veräußern…”. Als sehr wichtig empfand Pastor Emmerichs, auch den Unterricht in Gesang und den damit verbundenen Chorgesang der Knaben. Vermutlich aus eigenen Beweggründen, hatte der Pastor dem Gesang einen besonderen Stellenwert zugemessen. In der Schulchronik von Morken-Harff ist zu ersehen, das es wohl heranwachsende Jugendliche, die in einem anderen Zusammenhang, als Sangesgemeinschaft oder Chor der Schule, so wie wir es heute verstehen würden, als ein “Offermanns-Chor” aufgeführt werden. Spekulationen nach zu folge, könnte es sich auch ein Chor kirchlicher Art gehandelt haben, da die Knaben und Jugendlichen mit “verheiraten” sich “…wetteifern und konzertieren…” auf den “Gotteslob und den Gesang”. Ob dieser Offrermanns-Chor jedoch schon als früh zeitlicher Kirchenchor gehandelt werden darf, bleibt uns weitgehend unklar. Als sicher und dokumentiert ist jedoch, die offizielle Gründung unseres Kirchenchors St. Cecilia Morken-Harff im Jahre 1857, durch die Initiative von Johann Josef Hansen. Herr Hansen war in seiner Funktion erst Präparand (lat.: ein Vorzubereitender). So bezeichnete man in der Preußenzeit junge Männer, die durch eine Präparandenanstalt, auf ihre spätere Lehrerausbildung vorbereitet wurden. Jedoch verfolgte Herr Hansen mit Gründung des Kirchenchors seine Lehrerausbildung nicht mehr weiter. Er übte dann den Beruf des Rendanten, Organisten und Chorleiter weiter aus. Auch als Buchbinder wird er im Doppelort aufgeführt.
Die weiteren Pflichten und Rechte eines Schulmeisters gingen aber noch urkundlich weiter, so durfte er ohne Erlaubnis des Pastors, des Schulvorstehers “…keine weltlichen Feiern, Kirchweihfeste (Kirmesfeste), Hochzeiten, Taufen und Begräbnismahlen beiwohnen…”. Hierdurch so die Begründung “…versäume der Schulmeister dadurch Zeit für die Unterrichtung der Jugendlichen…”. Zum Familienstand des Lehrers hieß es “… das er ruhig verheiratet sein durfte…”. Reich und Wohlhabend konnte der Schulmeister bestimmt nicht werden. Denn für seinen Unterhalt sorgten die Kinder mit einem jährlichen kleinen Obolus, der meist in Lebensmittel oder Heizstoffen, z.B. Holz, mitgebracht wurde. Ein gängiges Zweit einkommen war daher noch die Stelle als Organist in der Gemeinde.
Der erste Schulmeister von Morken hieß Johannes Köbben. Pastor Engelbrecht Emmerichs selber fungierte als erster Schulvorsteher. Interessant erscheint auch die weiter bestimmende Vorsorge für die Nachfolgeregelungen der beiden. Weiter ist in der Urkunde ausdrücklich dazu erwähnt: “…es soll ein qualifiziertes Kind seiner Geschwister, wenn es nach erreichen der Volljährigkeit als vollkommen geeignet erscheint, den Schulmeister Johannes Köbben zu Morken folgen…”. Weiter hat Pastor Emmerichs seine eigene Nachfolge ebenfalls dokumentiert: “…der Pastor zu Bergheim Pfarrer Kleefisch, folge als Vorsteher dem Pastor Emmerichs nach…”. Heute sprechen wir in vielen Belangen oft von “Vetternwirtschaft”, oder wie man so schön sagt “der kölsche Klüngel” wenn wir eine für beide Seiten verträgliche Lösung meinen. So könnte auch hier der Verdacht entstehen, das in diesem Falle so gehandelt wurde. Denn Pfarrer Kleefisch war der Vetter von Pastor Emmerichs. Der Pastor hat mit diesen und weiteren richtungsweisenden Entscheidungen, den Fortbestand für die über 250zig jährige Geschichte der katholischen Volksschule von Morken-Harff gesichert. Um wahrscheinlich auch die Wichtigkeit des Dokumentes zu unterstreichen, verfasste Pastor Emmerichs, immer wieder Textstellen in lateinischer Sprache. Dieses war dem damaligen Zeitverständnis her nicht unüblich bei Urkunden, Einträgen und Dokumenten. Pastor Emmerichs schloss nach Anrufung der hl. Dreifaltigkeit seine Gründungsurkunde mit seiner Unterschrift und folgendem Satz: “…per me deponen/tem Engelbertum indignissimum pastorem in Morken”, übersetzt: …von mir Engelbrecht Emmerichs dem unwürdigsten Pastor in Morken”. 138 Jahre dauerte der Fortbestand dieser ersten Schule am alten Friedhof in Morken an.
Nachdem in Folge die Schülerzahlen stetig stiegen, entschlossen sich die damaligen Verantwortlichen, unter dem Schulmeister Franz Wilhelm Hansen, die Räumlichkeiten im Schulhaus am alten Friedhof aufzugeben. Sie bauten ein neues Schulgebäude in der Palmsgasse, nahe dem alten Vikariat, ebenfalls im Ortsteil Morken. Diese war im Jahre 1832. Das erste Schulgebäude verblieb im Schulvermögen und wurde jetzt als reine Schulmeisterwohnung genutzt. Jedoch nach nur acht Jahren reichte auch dieser Neubau, mit einem größeren Klassenraum, nicht mehr aus. Es wurde 1840, unter dem neuen Schulmeister Anton Braun, ein weiterer Klassenraum angebaut. Die Schülerzahlen waren für 35 Jahre stabil und so blieb die Schule 1875 zwei klassig. Das größte und nachhaltigste Ereignis in der Morken-Harffer Schulgeschichte, war zweifellos das Erdbeben am 28. August 1878. Diese Naturgewalt trat nicht nur unvorbereitet auf das Schulgebäude, sondern auch auf die anliegenden Häuser in Morken. Die Chronisten sprechen von etlichen eingestürzten Kaminen. Einer der Chronisten, Schulleiter Johannes Mainz, berichtete sogar persönlich von seinem erlebten. So schrieb er das gegen 9 Uhr an diesem besagten Montag, es war der Kirmesmontag, die Gebäude wankten und es zu herabstürzen von Deckenteilen im Gebäude kam. Hier muss man allerdings noch dazu sagen, das die meisten Decken der Gebäudeteile damals oft nur aus Lehmverbindungen bestanden, diese aber bei so einem Ausmaß von Katastrophe, wohl nur kurz stand halten konnten. Er beschreibt weiter, das in seiner Oberklasse, ein 3 Quadratmeter großes Stück Lehmdecke, direkt vor den Pulten seiner Schüler hernieder ging. Er aber selber noch einmal mit dem Leben davon gekommen wäre, weil er sich an der Einsturzstelle zu diesem Zeitpunkt nicht befunden hätte, obwohl es der Platz seine Katheders war und er sonst dort üblichunterrichtete. Weiterhin schrieb er: “…das daraufhin die Schüler in Panik durch Fenster und Türen versuchten ins Freie zu kommen”. Ernsthaft verletzt wurde übrigens keiner und so kamen wohl alle, inklusive Schulleiter Mainz, noch einmal mit dem Schrecken davon. Jedoch war der materielle Verlust am Gebäude für das fortbestehen der Schule zu diesem Zeitpunkt nicht zu unterschätzen. Die Chronisten berichteten von verschiedenen Ideen, wie man dieser Lage nun Herr werden sollte. Letztendlich kam man zu dem Entschluss, dass sich der Kreissschulinspektor Faune dazu mit entscheiden müsste, einem schon länger geplanten Um- bzw. Neubau der Schule um zwei Jahre vorzuziehen. Dieses hätten die immer stärken Schülerzahlen ohne hin bald gefordert. Mit dem Einverständnis des Morken-Harffer Gemeinderates zu diesem neuen Projekt, begann aber auch die schwierige Suche nach dem Möglichen. So wollten die Morkener Gemeindevertreter ihre Schule reparieren und aufstocken lassen und sie am alten Standort in Morken erhalten. Gleichzeitig sollte im Ortsteil Harff eine zusätzliche Räumlichkeit mit einer Schulklasse für die Harffer Schüler entstehen. Auf der anderen Seite plädierten die Harffer Gemeindevertreter für eine gesamt verträgliche Lösung. Sie bevorzugten eine gemeinschaftliche Schule mit einem neuen Gebäude. Wenn möglich sollte es zwischen den beiden Ortsteilen gelegen sein. Die neue Mitte von Morken-Harff, der spätere Messweg, der zu diesem Zeitpunkt ja noch gar nicht bestand, sollte später die Lücke zwischen Morken und Harff schließen. Doch soweit war es noch nicht und die Gemeindemitglieder konnten in langwierigen Verhandlungen, trotz des großzügigen Angebotes von Graf von Mirbach ein geeignetes Grundstück für die neue Schule zu Verfügung zu stellen, keine Einigung finden. So gingen die Morken und Harffer Gemeindevertreter erstmals ergebnislos auseinander.
Schulleiter Johann Mainz war auch in dieser schwierigen Zeit verantwortlich für den weiteren Betrieb einer Schule. Nachdem man sich an höherer Stelle in dieser heiklen Angelegenheit gewandt hatte, entschied schließlich die königliche Regierung in Köln, über die Köpfe der Gemeindevertreter hinweg, das die neue Schule auf dem von Graf von Mirbach angebotenen und kostenlosen Grundstück entstehen sollte. Etwa um die gleiche Zeit beschloss der Schulvorstand von Morken-Harff im Jahre 1872, eine weitere Veränderung für die Schule. Man wollte nach preußischem Vorbild, die bis dahin gemischten Schulklassen, in zwei einklassige umwandeln. Hier sollte nach Geschlechtern getrennt werden. Für die Mädchenklasse wollte man eine Lehrerin einstellen. Dieser Vorschlag der Geschlechtertrennung, wurde jedoch erst einmal von der diensthabenden Schulbehörde abgeschmettert. Im Jahre 1875 drei Jahre vor dem verheerenden Erdbeben sollte es dann doch soweit sein und der Schulvorstand konnte jedenfalls für die untere gemischte Klasse mit Frau Catharina Steffens die erste Lehrerin der Schule einstellen. Nach nur zwei Jahren quittierte sie ihren Dienst. Ihr folgte die Lehrerin Adele Wutz aus Königshoven, die bis dahin an der dortigen Schule unterrichtete. Für eine Anstellung als Lehrerin musste diese entweder ledig oder verwitwet sein. Verheirateten Frauen war es noch strengstens untersagt, in den Lehrerdienst zu treten. In diesen Zeiten veränderte sich die Schulbehörde hierzulande. Am 01. Januar 1877 trennte sich der Altkreis Bergheim von seiner Zugehörigkeit im Schulwesen von dem linksrheinischen Teil des Landkreises Köln. Fortan stand mit dem Schulinspektor Deutsch, stammend aus Düren, ein eigener Schulinspektor mit Behörde für den Altkreis Bergheim bereit. Eine Neuerung unter dieser eigenen Führung der Schulen waren die gemeinsamen veranstalteten Schulfeste. Der Chronist erwähnt hier ausdrücklich das Sedansfest. Im alten Kaiserreich wurde am 02. September vielerorts, auf heißen seiner kaiserlichen Majestät Wilhelm I., das Sedansfest gefeiert. Es sollte an die Schlacht 1870 im französischen Sedan erinnern. Hier gelang die Kapitulation der französischen Armee und die Gefangenenahme von Napoleon III. Den Sedanstag schaffte man nach dem I. Weltkrieg wieder ab.
Festgehalten hat der Chronist weiter, das am Sedansfest im Jahre 1877 sich in Morken die Schulen aus Königshoven, Lipp und Kaster trafen. Er berichtet das sich die Schüler morgens in einem festlich geschmückten Zelt versammelten, vorangegangen in Harff wurde mit einem festlichen Umzug begonnen. Unter den Augen der geladenen Ehrengäste und der Bevölkerung sangen Kinder patriotische Lieder auf das Kaiserreich. Mit dem Abschluss der Nationalhymne beendete Bürgermeister Kaumanns mit einem dreifachen Hoch auf seine Majestät an disem Tag das Fest.
Im April des Jahres 1879 war es dann soweit und es begann der Bau der neuen Volksschule am neuen Standort am Messweg. Später folgte noch die neue Pfarrkirche und das neue Pastorat. Der Rohbau der Schule wurde bis zum Winter 1879 fertig gestellt. Im Spätsommer 1880 wurde das Gebäude endgültig fertig. Es konnte am 25. Oktober feierlich übergeben werden. An diesen Feierlichkeiten nahmen neben den Schulklassen, Politiker aus Land und Kreis, Kirchenwürdenträger, Bürgerschaft und Graf von Mirbach teil. Nachdem Einzug in die neue und geräumige Schule, verlor das allererste Schulgebäude am alten Freidhof seine Bedeutung. Der Schulvorstand veräußerte es an den Morkener Wirt Peter Schmitz, der das Gebäude in ein Tanzlokal umändern ließ. Das neue Schulgebäude bestand aus vier Unterrichtsräumen und einer Dienstwohnung für den Schulleiter. Sanitäre Anlagen so wie wir sie heute kennen gab es jedoch nicht. Es gab eine Sickerschachtanlage mit Plumsklo unweit des Schulhofes. Die Volksschule bestand jetzt aus Unter- , Mitel- und Oberklasse. Mit beginn des 1. Weltkrieges im Jahre 1914 und in den Folgejahren, war auch die Volksschule mit schwierigen Umständen und Mangelerscheinungen konfrontiert. Da in der Kriegszeit die meisten Lehrer ihren Dienst fürs Vaterland an der Front verrichten mussten, leiteten die Lehrerinnen die Schulen. In Morken-Harff tat das Frl. Plönes, mit hilfreicher Unterstützung des Königshovener Pastor Fell. Nach Kriegsende musste die Schule für die Einquartierung von alliierten Soldaten herhalten. Die Schüler sollten in den Nachkriegsjahren noch mit Unterernährung, Kohlemangel und immer wieder kehrenden Schulunterbrechungen zu kämpfen haben. Aber es sollte noch nicht alles gewesen sein. In den Jahren der Machtergreifung durch das NS Regime 1933, gab es auch für die katholische Volksschule gravierende und negative Veränderungen. So wurde auch der Bildungsauftrag, verblendet für die Menschen, nach den Ideologien der Nationalsozialisten und des “dritten Reiches”, schändlich ausgelegt. Die Mitbestimmung des Elternbeirates wurde im Jahre 1935 unterbunden und im gleichen Jahre aufgelöst und verboten. In den Anfangskriegsjahren entstand auf dem Schulgelände ein Bunker. Dieser wurde durch Dienstverpflichtung erstellt und ist heute noch so manchem damaligen Schüler und Anwohner in trauriger und beklemmender Erinnerung. Auch die Adresse der Schule änderte sich nun und wurde von Messweg in Hermann-Göring-Straße umbenannt.
Aufatmen konnte Deutschland erst im Frühjahr 1945 denn mit der Kapitulation war der Spuk und der zweite Weltkrieg beendet. Bald schöpften die Menschen wieder Hoffnung und der alte Straßenname am Messweg kehrte zurück. Jetzt kam aber auch die Zeit des großen Mangels und der vielen Entbehrungen. Das Schulgebäude hatte den Krieg gut überstanden so das bereit im Herbst 1945 mit dem Schulbetrieb wieder begonnen werden konnte. Im Februar 1946 gab es aus Mitteln der Militärregierung die ersten Schulspeisungen. Trotz Entbehrungen stiegen die Zahlen der Schüler immer weiter an. Gründe waren die Rückfuhrung der Evakuierten, das ankommen von Flüchtlingen und der immer näher rückende Braunkohlentagebau als Arbeitgeber. Um Ostern 1950 Zählte die Volksschule 309 Schulpflichtige. Hauptlehrer Trach war der Schulleiter, er konnte nach einigen Schwierigkeiten mit ansehen, wie im hinteren Teil des Schulhofes ein neues und modernes Schulgebäude zusätzlich gebaut wurde. Das Richtfest wurde am 02. März 1950 gefeiert, feierlich eingeweiht wurde es am 26. April 1951. Mitbeteiligt am Bau war der spätere Bauunternehmer Heinrich Schwarz aus Elsdorf. Er war kein unbekannter in Morken-Harff, hatte doch sein Großvater die katholische Pfarrkirche St. Martinus, das Pastoratsgebäude und an der Umgestaltung der Harffer Schlossallee mit gearbeitet. So erinnert sich Heinrich Schwarz noch heute an den langen großen Graben auf dem Schulhof. Dieser Grabenschacht verband das alte mit dem neuen Schulgebäude. Hier verliefen dei Versorgungsleitungen für die Haustechnik, die Rohre für die Zentralheizung und die Versorgung des angrenzenden Sozialtraktes. Ein weiteres, den Schülern leidiges und senibles Thema wurde durch den Neubau ebenfalls großzügig ersetzt und angepasst. Es entstanden erstmals neue und moderne Sanitärräume. Die Zeiten der stinkenden Plumsklos waren in Morken-Harff für immer vorbei. Zur Grundstücksgrenze befanden sich die Toiletten für die Wohnungen vom Altgebäude. Daneben in Richtung Schulhof die Toiletten der Mädchen. Dann folgten die Umkleidekabinen und ein Duschraum. Auch ein Duschraum war in dieser Zeit für die Schüler schon etwas besonderes. Denn nur langsam hielten die Badezimmer mit festeingebauter Badewanne, Einzuug in die Häuser der Dorfbewohner. Neben dem Duschraum zum Schulneubau hin war dann die Toilettenanlage für die Jungen.
In den Erinnerungen der Schüler von damals wird immer wieder die Fähigkeiten von Hauptlehrer Trach genannt. Unter seiner Führung veranstaltete die Volksschule die ersten Ausflüge und Fahrten. Hierbei fungierte er oft als Reiseleiter und Naturfreund. Unvergessen aus den Erzählungen der Schüler die Fahrten mit Hauptlehrer Trach in den Hochschwarzwald und zum Bodensee. Ihr Lehrer war aber auch ein künstlerisch begabter Mensch der die Musik und den Gesang liebte und ganz besonders die Malerei. Diese stellte er auch immer wieder uneigenützt in den Dienst seiner Schule. Aber auch ortsansässigen Verienen half er mit seiner Unterstützung. So gestaltete er die für die Morkener St. Sebastianus Schützenbruderschaft eine neue Fahne. Das dies bestimmt kein leichtes Unterfangen war, zeigte sich daran, dass zum ersten wieder stattfindenen Schützenfest nach Kriegsende, im Jahre 1948, er diese Fahne mit dem Motiv des heiligen Sebastian fertig stellte. Ebenso griffen die Harffer Fackelbauer vom Bürgerverein immer wieder gerne auf die Unterstützung von Hauptlehrer Trach bei den Ausfühjrungen ihrer Wagenbilder zurück. Ein weiteres Stück Heimatgeschichte ist heute noch in Kaster im Pfarrheim im Fahnenschrank der Bruderschaft zu sichten. Im Jahre 1952 war es wieder Hauptlehrer Trach der für den Entwurf der Fahne vom Harffer Bürgervein zuständig sein sollte. Nach seinen Vorlagen wurde diese Großfahne anschließend mit Motiven des Harffer Schlosses gestickt. Mit der kommenden Pensionierung von Hauptlehrer Trach vollzog sich auch am 30. September 1951 der Wechsel des Schulleiters, er gab sein Amt an den neuen Schulleiter Heinrich Schlierf ab. Hauptlehrer Trach blieb seiner Gemeinde treu und verstarb am 27. August 1977 und wurde in Kaster beigesetzt.
Für Hauptlehrer Heinrich Schlierf war die Tätigkeit nichts neues, jedoch waren die Schülerzahlen größer als die in seiner letzten Anstellung, ebenfalls als Schulleiter in Alt-Kaster. Hier leitete er die dortige katholische Volksschule. Die kommenden Jahre waren für ihn bestimmt keine leichten Jahre, denn die drohende Umsiedlung des Doppelortes zerrte an so manchen Entsheidungen. Im Jahre 1953 wuren die ersten Bundesjugendspiele nach Kriegsende durchgeführt. Ein Verdienst von Hauptlehrer Schlierf war es, das zusätzlich noch unter den bestehenden Volsschulen im Amtsbezirk Königshoven, eigene Spiele durchgeführt wuren. Im ersten Jahr holte dann auch Morken-Harff prompt den begehrten Dr. Hubert Lesaar Pokal. Das Landschulheim “Finkenhof” in Blankenheim in der Eifel war schon immer ein beliebtes Ausflugziel. Schon im Oktober 1954 wurde zum ersten Mal dort hin gefahren. Bis zu seinem Ruhestand 1967 hatte Hauptlehrer Schlierf den Posten des Schulleiters. Er verstarb am 23.10.1972 in Euskirchen.
Auch solte man das spätere Kollegium hier nicht unerwähnt lassen, denn vielen ehemaligen Schülern sind ihre Namen noch gut in Erinnerung. Es waren die Lehrpersonen Leni Illgner (Netzer), Giesela Klein, Hildegard Schröder, Ursula Torczewski, Jakob Grunow, Hermann Josef Fischermann, Walter und Christa Zielniok. In den Nachkriegsjahren haben die Lehrer mit ihren Aktionen und Initiativen viel Gutes für die Morken-Harffer und deren Schüler bewirkt. Seien es die Theateraufführungen, die St. Martinsumzüge, die Gesangsdarbietungen und die Förderung der Jugend. Die letzte Schulleiterin von Morken-Harff war Ortrud Franken. Sie leitete noch die beiden Kurzschuljahre und erledigte die Umsiedlungsabwicklungen der Volksschule. Mit der Umsiedlung nach Kaster stellte sich auch im Jahre 1968 eine neue Schulform ein. Die Volksschule wurde jetzt in eine Grund- und in eine Hauptschule aufgeteilt. Im Zuge des näher rückenden Tagebaues erfolgte der Abbruch des gesamten Schulkomplexes. Heute erinnert in Kaster noch die Martinusschule, als Umsiedlungsgebäude und als Namensgeber der ehemals eigenständigen Pfarre an das Schulwesen von Morken-Harff.
Herauszuheben ist aber sicherlich die Initiative von Walter J. Zielniok, der Anfang der 50ziger Jahre als junger Lehrer an die katholische Volksschule kam. Er gründete mit anfänglich 12 Schülern im Jahre 1955 die katholische St. Georgs Pfadfinderschaft Morken-Harff. Es gab neben den Schützen, der katholischen Jugendarbeit und dem Radsportverein Condor Harff, nicht wirkliches vieles für die Jugendlichen im Doppelort. Es entwickelte sich ein ansehnlicher Pfadfinderstamm, der auch aus anderen Gemeinden zulauf fand. Er war auch erster Stammesführer und sein Nachfolger Manfred Meurer konnten auf 122 Kinder und Jungendliche stolz sein. Im Laufe der letzten Jahrzehnte beteiligte sich Walter J. Zielniok an Hilfsprojekten für bedürftige Menschen. Er ist ebenfalls Gründer der africa action Organisation und war mit 82 Jahren noch als Ehrenvorsitzender tätig. Für seine Verdienste wurde er 1997 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Noch während der Fertigstellung und der Zusammenarbeit an diesem Bericht, verstarb Walter J. Zielniok am 22. Juni 2012 im Alter von 82 Jahren. Beigesetzt wurde er an St. Remigius in Bergheim. Viele Dinge die in und durch die katholische Volksschule von Morken-Harff entstanden sind, haben heute noch ihre Bedeutung. Auch wenn es die Schule mit seinen Gebäuden und alles andere um Morken-Harff nicht mehr gib, so bleiben doch viele Erinnerungen. dies zeigt sich auch daran, dass die ehemaligen Schulklassen der Volksschule sich heute noch treffen und die Pfadfinder von Morken-Harff noch jedes Jahr in Kaster ihr Stammestreffen weiter abhalten.