St. Martinus Morken-Harff – am 24. Januar 1974 läuteten die drei Glocken zum letzten mal
Ein bedeutendes Ereignis für die Orte Morken und Harff bildete im 19. Jahrhundert der Neubau der katholischen Pfarrkirche St. Martin. In dem Bericht des Dechant H.J.Cleefisch von 1871 hieß es: „Die Kirche in seiner jetzigen Art, muss neu gebaut werden. Doch wo soll sie zu stehen kommen? Über den Standort wird es Schwierigkeiten geben“! Die alte Kirche in Morken musste bereits 1875 wegen Baufälligkeiten abgestützt werden. Erst nach dem Ernst Graf von Mirbach-Harff der Gemeinde, als Bauplatz ein Grundstück am Meßweg zwischen Morken und Harff angeboten hat, wurde durch die königliche Regierung quasi ein Bau an dieser Stelle erzwungen. Eine andere Quelle gibt an, dass dem Graf der Weg zur alten Kirche in Morken zu weit gewesen sei.
Bereits im April des folgenden Jahres, begann man auf dem Feld hinter dem Kirchenbauplatz mit der Herstellung von Feldbrandziegeln. Diese Tätigkeit wurde von Holländern verrichtet, die den Sommer über hier arbeiteten. Der Bauplan beruhte auf einer Skizze des Kölner Architekten Heinrich Wiethase, der jedoch am 9.12.1893 verstarb. Die Ausarbeitung der Skizze wie die Bauleitung wurde an Theodor Roß aus Köln übertragen, der im Februar 1894 die Baupläne vorlegte. Der Kerngedanke des Architekten war es, ein neo-romanisches Gebäude mit achteckigem Vierungsturm und einer großen Rosette in der Westfront zu bauen. Die Kirche im Stil der Neoromanik zu errichten, zeichnet sich durch die Verwendung von Rundbögen, Säulen und kleineren Fenstern im Stil der Romanik aus.
Es sind vor allem die schweren Säulenvorlagen, die zusammen mit den aus dem Halbrund entwickelten Bogen, den Stil der Romanik nachahmen. Diese seine Ideen wurden dann auch verwirklicht. Den Wunsch der Bevölkerung ein Doppelportal zu bauen, mit einem Zugang links für die Morkener und rechts für die Harffer, wurde nicht erfüllt.
Zum Bauverlauf heißt es in der Schulchronik: „Am 17. März erfolgte der erste Spatenstich zum Neubau der Kirche, nachdem ein feierliches Levitenhochamt zur Erflehung des göttlichen Segens zu dem in Angriff zu nehmenden Werke vorangegangen war. Am 24. März legte man den ersten Stein und am 22. April fand die feierliche Grundsteinlegung statt. In der Grundsteinlegungsurkunde, die in lateinischer Sprache abgefasst war, lesen wir wie folgt: „Im Namen der heiligsten Dreifaltigkeit. Die Basilika im Ort Morken zu ehren des hl. Martin des Festglaubenden Bischofs, wurde im 11. Jahrhundert nach Christi Geburt gebaut. Nachdem sie öfters erweitert wurde und mit Altären zu Ehren der hl. Catharina O und M im Jahre 1384 und aller Heiligen im Jahre 1488 versehen worden war, weil sie baufällig geworden war und enger, als das sie die Menge der Gläubigen hätte fassen können, beschlossen die Pfarrangehörigen auf einem Acker passend zwischen den Dörfern Morken und Harff gelegen, der zusammen mit beigekauftem von dem adligen Geschlecht der Grafen Mirbach-Harff, das sich um den Aufbau des heiligen Tempel bestens verdient machte, sehr freigebig gegeben worden war, einen neuen Tempel zu errichten.
Dessen Grundstein aus den römischen Katakomben hinübergebracht wurde und als der heiligste Vater, Paps Leo XII. obwohl die Zeit sehr unruhig war, das Schiff des heil. Petrus aufs ruhmreichste steuerte, als der erhabenste Kaiser Deutschlands Wilhelm II. auf glücklichste regierte, als der hervorragendste Herr Phillippo Krementz, der Kardinal der heiligen römischen Kirche unter dem Titel des heil. Chrysogon das Kölner Erzbistum auf glücklichste regierte, gelegt wurde, unter einem Messgesang am 22. des Monats April des Jahre nach Christi Geburt 1894, von Sigismund Bündgens Pfarrer zu St. Martinum in Morken, unter Mithilfe von Karl Füssenich dem Vicar dieser Pfarrei, im Beisein sehr viel Priester, unter dem Zurufen einer gewaltigen Menge Pfarrangehörigen und Nachbarn“.
Am 27. Januar 1974 wurde in Anwesenheit von Generalvikar Peter Nettekoven, der letzte feierliche Gottesdienst gehalten, da das schöne Gotteshaus sehr bald auch dem nahenden Braunkohlentagebau Frimmersdorf weichen musste. Ein letztes Mal läuteten die drei Glocken aus den Jahren 1435, 1570 und die vor einigen Jahrzehnten hinzugekommene, aus dem Kirchenturm. Noch einmal erklang in dieser Kirche, die eine hervorragende Akustik hatte, die Orchester-messe G-Dur von Franz Schubert. Alle Gläubige des Ortes waren Anwesend, um Abschied zu nehmen von ihrem schönen Gotteshaus. Eine wahre Invasion von Menschen auch aus den Nachbargemeinden war gekommen.
Dicht gedrängt wurde jedes kleines Stückchen Platz ausgenutzt. Viele von ihnen wurden hier getauft, hier erlebten sie ihre Erstkommunion und ihre Firmung. Demnächst wird dies alles nur noch nachlesbar sein in den Kirchenbüchern, die seit 1714 Auskunft über Leben und Sterben in der katholischen Kirchengemeinde Morken-Harff geben. Ein weiteres unersetzliches Denkmal aus der Heimat wir dem Erdboden gleich gemacht und für immer von der Bildfläche verschwinden.
Im Sommer des gleichen Jahres war es dann soweit. Die Abrissbagger rückten an um die alte neo-romanische Kirche abzureißen. Die Kirche war längst leer geräumt und die schönen Glasfenster und Türen ausgebaut. Einige Einrichtungsgegenstände waren, in die inzwischen Neugebaute Kirche in Kaster, übernommen worden. z.B. das alte von einem Pfarrer geschnitzte Chorgestühl, das ursprünglich eine hohe Rückwand hatte und vier Sitze. Es ist aus Eichenholz und stammt aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Das Mittelstück des Tabernakels, es zeigt die Hinweisung der Christen zum Lamm, die Beichtstühle und ein Taufstein aus Blaustein. Das Martinsmosaikbild fand ebenfalls einen neuen Platz, es ist am Pfarrheim angebracht.
Wir bedanken uns ganz herzlich bei den 2. Schwarzen Schill´schen Offizieren und bei Herrn Reiner Görres für die zu Verfügung gestellten Bilder.
Des weiteren bedanken wir uns bei Herrn Schwartz-Wolff für seine hilfreiche Unterstützung.