Diese Andachtsgruppe, die aus fünf lebensgroßen Steinfiguren und mehreren kleineren symbolischen Skulpturen besteht, ist als Friedhofskreuzanlage anzusprechen. Als diese vor 478 errichtet wurde, waren rings umher mindestens ein halbes Jahrtausend die Verstorbenen der Pfarrei Morken, zu der damals nicht nur Morken-Harff, sondern auch Epprath, Hohenholz und Omagen gehörten, zur letzten Ruhe bestattet worden. Diese Einrichtung des Kalvarienberg wurde 1531 von einem Künstler, dessen Name nicht überliefert ist, im Auftrag der adeligen Familie des Schlosses Harff, nämlich den Eheleuten Ritter Godart von Harff und Johanna von Gertzen gen. Sintzig in Auftrag gegeben.
Die Stifter des Kalvarienberges haben nicht nur der religiösen Erbauung anderer gedient, sondern auch sich selbst ein würdiges Denkmal gesetzt. Mit Berechtigung hängt ihr adeliges Wappenschild, bei dem das Jahr der Errichtung 1531 eingemeißelt ist, zu Füßen des Gekreuzigten auf einer rötlichen Sandtafel. Das Wappenschild zeigt in den Feldern oben rechts und unten links das Wappen derer von Gertzen und in den beiden anderen gegenüberliegenden jenes von Sintzig.
Die Liebe zum Kalvarienberg ist den Bewohnern von Morken seit Jahrhunderten tief ins Herz gewurzelt. die enge Verbundenheit der Morkener mit der Kreuzigungsgruppe geht aus einer alten Legende des „Morkener Schuss“ hervor. Zu dieser Legende gehört jene Erzählung, es sei am Ende des vorletzten Jahrhunderts der Christuskörper durch die Kugel eines Soldaten der französischen Revolutionsarmee verletzt worden. Dieser Kalvarienberg wurde, bedingt durch die Umsiedlung von Morken-Harff, demontiert und in der Dombauwerkstätte in Xanten am Niederrhein, wo übrigens eine ähnliche Kreuzigungsgruppe existiert, renoviert. Heute ziert diese Kalvarienbergdarstellung die Ostfront an der Martinskirche in unserer neuen Heimat.